Kollektorgang
Mario wurde nicht einmal 14 Jahre alt. Wieso, das erzählt er von seinem Grab aus: Wie zwei Gruppen sich in unterirdischen Katakomben ihr eigenes Reich bauen, um das sie kämpfen bis zum Tod, von Freundschaft und einem phänomenalen Boxkampf zwischen seinem besten Freund Rajko und einer Gang Neonazis.
Mit viel schwarzem Humor, aber auch voller Hoffnung und Liebe berichtet Mario von Gewalt, Außenseitertum und dem trostlosen Dasein zwischen Plattenbauten, wo Eltern genau so abwesend sind wie eine Zukunft. Dieser wortgewaltige Roman entfaltet einen un-heimeligen Sog, dem man so nur selten begegnet – vielleicht sogar nie. Genau wie den Erwachsenen im Plattenbau.
Auszeichnungen
Shortlist Korbinian – Paul-Maar-Preis 2023
Die besten 7 Bücher für junge Leser, Juni 2023 (Deutschlandfunk)
Sächsischer Bücherkoffer des Sächsischen Literaturrats, Frühjahr 2023
Stimmen
„Der atemberaubend spannende Roman basiert lose auf der Geschichte des Sinto–Boxers Johann Wilhelm ›Rukeli‹ Trollmann, der 1944 im KZ zu Tode geprügelt wurde, ist aber fest in der Erzählgegenwart verwurzelt. Dafür wählt der Autor eine ungewöhnliche Perspektive: Mario erzählt seine Geschichte nach seinem eigenen Tod vom Friedhof aus und nicht ohne schwarzen Humor. Mit diesem Kunstgriff wird die bedrückende und gewalttätige Atmosphäre einer Nachwendejugend in einer ostdeutschen Großstadt äußerst lebendig und zugleich aus jenseitiger Distanz geschildert. So verbindet der Roman die allgegenwärtige Tristesse und Unsicherheit mit Hoffnung und Widerstand und diskutiert mit großer Leichtigkeit die Frage, was von einem Leben bleibt, das jäh abgebrochen wird.“ (Jurybegründung Peter-Härtling-Preis 2023)
„Es ist das feine Ohr des Autors, das diesen Text mit dem Werk Peter Härtlings in Verbindung bringt, die Bereitschaft, im Bericht des Dreizehnjährigen die Zwischentöne zu erkennen.“
(Auszug Laudatio von Tilman Spreckelsen anlässlich des Peter-Härtling-Preises 2023)
„Der Ton ist humorvoll, sarkastisch, oszilliert zwischen dem Friedhof und Marios früheren Leben. Dabei erzählt er bedrückend von der Tristesse der Nachwendezeit und fragt letztendlich auch, was vom Leben bleibt, wenn es so plötzlich zerstört wird.“ (Jurybegründung zur Nominierung für den Korbinian – Paul-Maar-Preis 2023)
„Ein starkes und wortgewaltiges Romandebüt.“ (Jury Die besten 7 Bücher für junge Leser, Juni 2023, DLF)
„Die literarische Stärke dieses beachtlichen Debüts ist die Balance des Tonfalls zwischen Melancholie und Humor.“ (Dina Netz, DLF Kultur, 24.03.23)
„David Blum schreibt lebendig aus der Perspektive eines Toten. Mit Witz und Gefühl. So lebendig, dass selbst ein vermeintlich unscheinbarer Junge aus irgendeinem Wohnblock in irgendeiner großen Stadt bedeutsam wird.“ (Wanda Wagner, kreuzer: logbuch, 03/23)
„David Blum erzählt von rechter Gewalt und vom Leben nach dem Tod mit einer Leichtigkeit, die einem genervten Teenager gerecht wird. Der nüchterne Tonfall nimmt der Erzählung die Tragik, nicht den Ernst. […] Auffällig ist der feinsinnige und humorvolle Umgang mit dem Jenseits.“ (Helena Schäfer, FAZ, 24.04.23)
„Ein raffiniert inszeniertes und sprachgewaltiges Gesellschaftsporträt, das soziale Milieus, erste Liebe, Andersartigkeit, eine Fluchtgeschichte, Fremdenhass und rechte Radikalisierung differenziert in Szene setzt bzw. nur anklingen lässt. Auch wenn die Zutaten vertraut und drastisch geraten sind, die Mischung und sprachliche Virtuosität sind herausragend.“ (Robert Elstner, ekz.bibliotheksservice, 25.04.23)
„Eine literarisch gelungene, politische und komische Anti-Coming-of-Age-Geschichte.“ (Dina Netz, WDR5, 06.05.23)
„Umgehauen hat mich, wie David Blum solch eine ernste, politische Geschichte erzählt, die (leider) hochaktuell ist und doch gleichzeitig so unglaublich bewegend, witzig, lakonisch und spannend ist. Unbedingte #leseempfehlung für interessierte Leser*innen ab 14.“ Florian Valerius, @literarischernerd
„Der Text ist eine richtige Sturmflut von Bildern, mit einer dantesken oder sartreschen Grundbefindlichkeit: Der Tod ist im Grunde verschärftes Diesseits.“ (Edgar Selge, SZ, 11.05.23)
„Wie man es sich vorstellt, wenn kurz vor dem Tod das Leben noch einmal an einem vorbeizieht – vorbeirauscht –, ist auch die Sprache ungeheuer dicht, sturzflutartig. Trotz der rigorosen und oft verstörenden Bestandsaufnahme von Perspektivlosigkeit oder gerade ihr entgegen sind die Worte von eigenwilliger Schönheit.“ (Christine Knödler, freigeistern! Der Podcast für Kinder- und Jugendliteratur, 19.05.23)
„Viele Themen, und dennoch ist das nie überfrachtet und sehr, sehr gut erzählt.“ (Sylvia Schwab, DLF, 03.06.23)
„Verspielt und radikal.“ (Christian Schröder, Tagesspiegel, 30.06.23)
„Intensiv und stilistisch schön.“ (Sarah Hofmann, Notabene. Literatur in Sachsen, 26.07.23)
„Nur 128 Seiten genügen David Blum, um schwere Themen fesselnd zu verhandeln. ‚Kollektorgang‘ wirkt nach, auch weil Blum den Ton trifft, der Marios Erzählung für die Zielgruppe glaubwürdig macht.“ (Anette Elsner, TLZ, 12.08.23)
Aufzeichnungen
Verleihung Peter-Härtling-Preis 2023, 07.05.23
Gespräch DLF, Büchermarkt, 19.03.23
Daten
David Blum
Kollektorgang
Roman
Beltz & Gelberg
128 Seiten, Klappenbroschur
08.03.23
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